Johann Daniel Meyer (1713-1752) kam in Langenzenn bei Fürth als Sohn des Stadtschreibers zur Welt. Schon als Kind besuchte er die Nürnberger Zeichenschule und setzte seine Ausbildung dann fünf Jahre lang an der Nürnberger Malerakademie fort, wo er seine Fähigkeiten verfeinerte. Wie viele Künstler seiner Zeit reiste er nach Italien, um sich dort weiterzubilden und seine Kunst zu perfektionieren.
Im Jahr 1748 begann Meyer mit einem umfangreichen Werk über Osteologie der Tierwelt, das ihn bis zu seinem Tod beschäftigte. Es umfasst 240 große, kolorierte Kupfertafeln. Die ersten beiden Teile zeigen sowohl die lebenden Tiere als auch ihre Skelette nebeneinander. Eine für die damalige Zeit innovative Methode um die Anatomie der Tiere zu veranschaulichen. Der dritte Teil widmet sich “wilden”, außereuropäischen Tieren, von denen Meyer keine Skelette zum Abzeichnen zur Verfügung hatte.
Meyer sah sich selbst als Künstler, aber auch als Wissenschaftler, der die Natur erforschte. Er studierte die wissenschaftlichen Erkenntnisse seiner Zeitgenossen und vergangener Autoritäten und ergänzte diese durch eigene Beobachtungen.
Der wundervolle Titel des dreibändigen Werks lautet in seiner ganzen Pracht:
Angenehmer und nützlicher Zeit-Vertreib mit Betrachtung curioser Vorstellungen allerhand kriechender, fliegender und schwimmender, auf dem Land und im Wasser sich befindender und nährender Thiere, sowohl nach ihrer Gestalt und äusserlichen Beschaffenheit, als auch nach der accuratest davon verfertigten Structur ihrer Scelete oder Bein-Cörper, nebst einer deutlichen so physicalisch und anatomisch besonders aber osteologisch und mechanischen Beschreibung derselben
Es mangelt auch nicht an einigen originellen Bildern in Meyers Werk. So findet sich unter anderem die Darstellung eines Wolpertingers – ein sagenumwobener Hase mit Rehgeweih, der vor allem in der bayrischen Folklore Erwähnung findet.
Nicht minder originell diese Darstellung des Skeletts eines Reiters auf seinem ebenfalls als Skelett dargestellten Pferd.
Meyers Werk ist ein bemerkenswertes Beispiel für die Verbindung von Kunst, Anatomie und Naturgeschichte im 18. Jahrhundert und trug maßgeblich zum besseren Verständnis der Tieranatomie bei.
Link
Alle drei Bände finden sich in der Bibliothek der Universität Göttingen