Francisco de Goya | Los Caprichos

Die “Caprichos” (spanisch für “Launen” oder “Einfälle”) sind eine berühmte Serie von 80 Druckgrafiken des spanischen Malers Francisco de Goya, die er 1799 veröffentlichte. Die phantastisch alptraumhaften Bilder gelten als eines seiner Schlüsselwerke und sind ein scharfer, satirischer Kommentar auf die spanische Gesellschaft seiner Zeit.
Goya greift dabei unterschiedliche Themen wie Aberglaube und religiösen Fanatismus, Dummheit und Heuchelei, aber auch Machtmissbrauch durch Klerus und Adel auf.
Damit stellte er sich offen gegen die Konventionen seiner Zeit. Aufgrund möglicher Repressalien durch die Inquisition zog Goya die Serie allerdings bereits kurz nach ihrer Veröffentlichung zurück.

Das wohl berühmteste der Bilder ist Capricho Nr. 43:
Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer


Goya nutzte die Techniken der Radierung und des Aquatintadrucks, um starke Kontraste zwischen Licht und Schatten zu erzeugen und dadurch eine düstere, oft bedrohliche Atmosphäre zu schaffen. Jedes der 80 Blätter stellt eine eigenständige Szene dar, die aber thematisch mit den anderen verbunden ist.


Das Panoptikum, das Goya entwirft, ist überbordend:
Auf den Blättern tummeln sich Hexen, Mönche und Fledermäuse. Menschliche Laster wie Hochmut, Gier, Eitelkeit werden ins Lächerliche gezogen, aber auch die prekäre Lage vieler Frauen – sei es durch Prostitution, sei es durch erzwungene Ehen – wird thematisiert.


So umstritten Goyas Caprichos zur Zeit ihrer Entstehung waren, so einflussreich erwiesen sie sich im Hinblick auf nachfolgende Kunstströmungen des 19. und 20. Jahrhunderts. Nicht nur die Surrealisten Dalí und Max Ernst fanden Gefallen an den sozialkritischen Werken. Auch der Impressionist Édouard Manet wurde von Goya inspiriert (so erinnert Sein Bild „Die Erschießung des Kaisers Maximilian“ aus dem Jahr 1867 stark an Goyas „Die Erschießung der Aufständischen“. Und auch in Werken der Expressionisten wie Otto Dix und Käthe Kollwitz finden sich Anleihen aus Goyas Bildern.

Somit handelt es sich bei den Caprichos nicht bloß um eine Sammlung von interessanten Druckgrafiken. Sie sind vielmehr eine schonungslose Diagnose der menschlichen Seele und der Gesellschaft ihrer Zeit. Die surreale Welt, die Goya kreiert, wirkt in ihrer Absurdität erschreckend real und entlarvend. Die 80 Blätter seiner Caprichos zählen daher wohl zurecht zu den prägendsten Werken der europäischen Kunstgeschichte.

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Die komplette Sammlung aller 80 Blätter finden Sie hier!

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